In diesem Blogbeitrag dreht sich alles darum, wie AI Tools wie ChatGPT unser Trainingsdesign verbessern können. Doch vorab müssen wir uns ein paar generelle Fragen zur Gestaltung von (virtuellen) Trainings stellen:
Wann passt ein Training wie die Faust auf’s Auge für die jeweilige Zielgruppe oder für die definierten Lernziele? Wann sind wir als Trainer:innen zufrieden mit unseren Settings? Wann buchen unsere Auftraggeber weitere Trainingssessions?
Theoretisch lassen sich diese Fragen einfach beantworten: Ein Training passt dann wie „Topf auf Deckel“, wenn nach dem Training die Teilnehmenden glücklich und zufrieden mit neuen Erkenntnissen für ihren Arbeitsalltag den (digitalen) Lernraum verlassen und sich auch noch nach Trainingsende an Inhalte erinnern und diese auch anwenden.
Jedoch beeinflussen in der Praxis beeinflussen viele Faktoren diese Erfolgskriterien. Manche Faktoren können wir in unserer Trainingskonzeption berücksichtigen, während andere Faktoren sich erst in der konkreten Trainingssituation herauskristallisieren.
Wir setzen bei unserer Trainingskonzeption auf den Ansatz des Learning Experience Design und unser magisches Dreieck im Trainingsdesign. Details zum Learning Expercience Design entnimmst du am Besten aus unserem entsprechenden [lernoblog]-Beitrag:
Das magische Dreieck im Trainingsdesign
TRAINER:IN
Was wünsche ich mir als Trainer:in von meinem Online-Training? Welche Methoden unterstützen mich als Trainer:in?
Nicht nur die Teilnehmer:innen sollen sich im Online-Training wohlfühlen, sondern auch der:die Trainer:in selbst soll sich sicher und gut vorbereitet fühlen. Deshalb wähle ich als Trainer:in Methoden aus, die meinen Stärken entgegenkommen und die ich auch in stressigen oder unvorhergesehenen Situationen professionell anwenden kann.
TECHNIK
Wie sieht meine technische Ausstattung und die meiner Teilnehmer:innen aus? Woran muss ich hinsichtlich Technik oder Datenschutz denken?
Äußere Einflüsse beeinflussen ebenfalls die Methodenwahl. Gerade im Online-Bereich spielen die gegebenen Rahmenbedingungen eine große Rolle. Wie stabil ist meine Internetverbindung oder die der Teilnehmer:innen? Verfügen alle Teilnehmer:innen über eine Kamera? Welche Tools dürfen von Unternehmensseite aus verwendet werden? Werden sensible Daten ausgetauscht und wie schütze ich diese?
INHALTE
Welche Inhalte sollen im Kurs vermittelt werden? Welche Lernziele werden verfolgt? Mit welchen Erkenntnissen sollen die Teilnehmer:innen „nach Hause“ gehen?
Je nach Kursphase und Inhalt eignen sich manche Methoden mal mehr oder weniger. Ganz einfaches Beispiel: Eine Vorstellungsrunde macht am Ende eines Seminars wohl eher weniger Sinn. Zu Beginn eines Kurses schafft eine solche Runde jedoch Vertrauen und fördert eine angenehme Lernatmosphäre.
Im Zentrum unseres magischen Dreiecks stehen jedoch die TEILNEHMENDEN mit ihren LERNZIELEN.
Was erwarten meine Teilnehmer:innen von meinem Online-Training? Wie technik-affin sind meine Teilnehmer:innen? Wie lernen sie am besten? Wieviel Unterstützung brauchen meine Teilnehmer:innen?
Die Methodenauswahl richtet sich stark nach den Bedürfnissen meiner Teilnehmer:innen. Mit welchen Methoden fühlen sich meine Teilnehmer:innen wohl? Welche Methoden machen ihnen Spaß? Welche Methoden unterstützen die gesteckten Lernziele?
Feldexperimentelle Beweise
für die Auswirkungen von KI auf die Produktivität und Qualität von Wissensarbeiter:innen
In einem aktuellen Paper zum Thema „Navigating the Jagged Technological Frontier: Field Experimental Evidence of the Effects of AI on Knowledge Worker Productivity and Quality“ wurden die Auswirkungen von KI auf komplexe Aufgaben mit folgenden Ergebnissen untersucht:
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- Produktivitätsgewinn: Bei 18 realistischen Aufgaben, die innerhalb der aktuellen Fähigkeiten von KI lagen, waren Wissensarbeiter:innen, die KI nutzten, durchschnittlich um 12,2 % produktiver. Sie erledigten Aufgaben zudem 25,1 % schneller als ihre Kolleg:innen ohne KI-Unterstützung.
- Qualitätssteigerung: Die Ergebnisse überraschten auch in Bezug auf die Qualität. Wissensarbeiter:innen, die KI einsetzten, lieferten Ergebnisse mit einer mehr als 40 % höheren Qualität im Vergleich zur Kontrollgruppe.
- Für alle Qualifikationsbereiche relevant: Wissensarbeiter:innen mit unterschiedlichen Leistungsgrenzen profitierten vom Einsatz von KI.
- Muster erfolgreicher KI-Nutzung: In der Studie wurden zwei charakteristische Muster erfolgreicher KI-Nutzung charakterisiert. Einige Wissensarbeiter:innen agierten als „Zentauren“, indem sie Aufgaben zwischen sich und der KI aufteilten. Andere verhielten sich eher wie „Cyborgs“, indem sie ihre Arbeitsabläufe vollständig in die KI integrierten.
Brandaktuell ist auch gerade Jane Harts jährliche Umfrage zu den „Top Tools for Learning“ erschienen.
„The big news for this year is that ChatGPT has jumped straight into the chart in the No 4 place. 2023 is the year that AI has finally taken off. „
Unterstützung beim Trainingsdesign durch ChatGPT
Diese Ergebnisse bieten auch Perspektiven für das Corporate Learning und uns Wissensarbeiter:innen in diesem Bereich. Die Integration von KI im Trainingsdesign kann die Effizienz und Qualität im Trainingsdesign durchaus steigern. Bei folgenden Aufgaben im Trainingsdesign kann sich ChatGPT durchaus vorstellen zu unterstützen.
„Insgesamt kann ChatGPT dabei helfen, effektivere, personalisierte und interaktive Lernformate zu entwickeln, die die Bedürfnisse deiner Teilnehmenden besser erfüllen.“
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- Inhaltsgenerierung: ChatGPT hilft bei der Erstellung von Lehrmaterialien.
- Personalisierte Lernpfade: Es ermöglicht maßgeschneiderte Lernerfahrungen.
- Interaktive Übungen: ChatGPT unterstützt die Erstellung von Übungen und Quizfragen.
- Sofortiges Feedback: Es gibt schnelles Feedback zu erstellten Inhalten.
- Analyse und Auswertung: ChatGPT erkennt Trends in den Lernfortschritten.
- Chatbots für Unterstützung: Es ermöglicht die Erstellung von virtuellen Assistenten.
- Lerngruppen und Diskussionen: ChatGPT fördert Zusammenarbeit und Diskussionen.
- Aktualisierung von Inhalten: Es hilft bei der Aktualisierung von Lerninhalten.
„KI-gestützte Entwicklung von Lerndesigns im Corporate Learning“
Auf der lernOS Convention 2024 (loscon24) präsentierte Simone ihre Erfahrungen aus ihrer Master-Thesis und ihrem beruflichen Alltag: Ausgehend von den Überschneidungen der Bereiche Lerndesign-Entwicklung im Corporate Learning und KI in der Wissensarbeit untersuchte Simone, in wie weit ChatGPT für die Entwicklung von lernendenzentrierten und lernergebnisorientierten Lerndesigns im Corporate Learning geeignet ist. Die theoretische Basis, u.a. das Instructional Design und Modelle wie ADDIE hast du vielleicht schon in unseren entsprechenden [lernoblog]-Serie kennen gelernt.
Simone schlüsselt auf, welche Aufgabenbereiche vom Einsatz generativer Künstlicher Intelligenz, konkret ChatGPT, wirklich profitieren können.
Du liest dich lieber schlau? Dann empfehlen wir das Ebook „
In diesem Beitrag möchte ich Ihnen aufzeigen, wie generative KI, insbesondere ChatGPT, zur Entwicklung lernendenzentrierter und lernergebnisorientierter Lerndesigns im Corporate Learning beitragen kann. Dabei wird auf die Integration von KI in den Instructional Design-Prozess eingegangen und die Vorteile sowie Herausforderungen dieser Technologie beleuchtet.
ChatGPT ist unter Verwendung sehr detaillierter Prompts mit vielen Kontextinformationen geeignet, um bei der Entwicklung von lernendenzentrierten und lernergebnisorientierten Lerndesigns im Corporate Learning zu unterstützen.
Erste Erfahrungen zeigen, dass Trainer*innen besonders die Fähigkeit von ChatGPT schätzen, schnell umfangreiche und vielfältige Informationen zu verarbeiten und kreative Lösungsansätze vorzuschlagen. Es zeigt sich aber auch, dass menschliche Expertise und eine Anpassung der generierten Inhalte weiterhin unerlässlich sind, um Lerndesigns vollständig auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden sowie auf die spezifischen Unternehmenskontexte und Rahmenbedingungen abzustimmen. Damit das Zusammenspiel zwischen Trainer*in und ChatGPT gewinnbringende Ergebnisse liefert, wird empfohlen, An-wender*innen im Umgang mit KI-Technologien zu schulen, um deren Potenziale voll auszuschöpfen und gleichzeitig ein kritisches Verständnis für deren Grenzen zu fördern.
Fazit
Wir sind gespannt und werden weiter in die KI-Möglichkeiten eintauchen und reflektieren, wo KI unterstützen kann und wir zu „Zentauren“ werden. Wagen wir den Sprung in eine neue Welt mit vielfältigen technologischen Möglichkeiten. Bereichern wir unsere Teilnehmenden mit neuen Ideen, unterstützt durch KI.
„Insgesamt kann ChatGPT dabei helfen, effektivere, personalisierte und interaktive Lernformate zu entwickeln, die die Bedürfnisse deiner Teilnehmenden besser erfüllen.“
Ein gelungener Mix im magischen Dreieck ermöglicht Lernformate, die erfolgreich sind und allen Beteiligten Spaß bereiten.
Du findest das Thema „Das magische Dreieck im Trainingsdesign“ interessant? Dann informiere dich gerne auch zu den Methoden für den Online-Raum.
Unsere Lektüre-Empfehlungen zum Thema
Droht das Ende der Experten?*
Alle werden die Frage stellen, inwieweit ChatGPT bzw. GAI (Generative Artificial Intelligence) ihr heutiges oder zukünftiges Tätigkeitsfeld verändert, ob sie überflüssig werden oder wie sie darauf reagieren können. […] Das fließbandartige Erzeugen von Texten, Bildern und Videos für den Alltagsgebrauch wird plötzlich für jeden zu marginalen Kosten möglich. Und bedroht damit ergiebige Einnahmequellen und etablierte Wertschöpfungsketten. Unternehmen und Institutionen werden sich fragen, welche organisationalen Tätigkeiten sich durch GAI effizienter und effektiver gestalten lassen. Die Frage ist nicht, ob diese Herausforderung besteht. Ab sofort geht es nur noch darum, sie nicht rechtzeitig zu bewältigen.
Eigene Einschätzung von [lernglust]:
„Aus der Sicht von uns Wissensarbeiter:innen ist dieses Buch sehr hilfreich sich seiner eigenen Rollen bewusst zu werden und zu reflektieren, vor welchen Herausforderungen Wissensarbeiter:innen mit ihren Fähigkeiten und Expertisen stehen. Durch die Analyse der aktuellen Trends bietet Nichols wertvolle Einsichten, wie Wissensarbeiter:innen ihre Expertise verteidigen und ihre Glaubwürdigkeit stärken können.“
KLICK*
Was genau zeichnen die smarten Geräte bei uns zu Hause auf? Gehört dem autonomen Fahren die Zukunft? Wo entscheiden Algorithmen besser als der Mensch, wo aber nicht? Und wie groß ist die Chance wirklich, beim Online-Dating den Partner fürs Leben zu finden? In seinem neuen Buch beschreibt der weltweit renommierte Psychologe und Risikoforscher Gerd Gigerenzer anhand vieler konkreter Beispiele, wie wir die Chancen und Risiken der digitalen Welt für unser Leben richtig einschätzen und uns vor den Verlockungen sozialer Medien schützen können. Kurz: wie wir digitale Kompetenz erwerben und auch online kluge Entscheidungen treffen.
Eigene Einschätzung von [lernglust]:
„Aus der Sicht von uns Wissensarbeiter:innen ist „Klick“ empfehlenswert, weil es Einblicke in die Funktionsweise der menschlichen Entscheidungsfindung bietet und zeigt, wie intuitive Prozesse in der Wissensarbeit genutzt werden können. Die Kombination aus wissenschaftlicher Theorie und praktischen Beispielen macht es leicht, die Konzepte direkt im beruflichen Alltag anzuwenden.“
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